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G1 Wahrnehmung

Lernziele und Zusammenfassung Modul G1

Die Studierenden:

  • Kennen die Basissinne mit ihren Funktionen

Visuelle Wahrnehmung: Das Sehen ist der zentralste Sinn des Menschen. Er liefert ca. 70% der Informationen, die wir aus der Umwelt erfahren und hat die höchste Aufnahmekapazität von allen Sinnen. Dient zur Wahrnehmung von visuellen Reizen, z.B. Helligkeit, Farben, Kontrast, Linien und Formen. Die Augen nehmen 6 Mil. Lichtsignale/Sekunde auf.

Auditive Wahrnehmung: Akustische Wahrnehmung, Gehörsinn. Dient der Wahrnehmung von Schall, Geräuschen, Tönen Rhythmen und Klängen. Der Hörsinn ist der differenzierteste Sinn. Er ist sensibler, genauer und leistungsfähiger als das Auge. Worte werden wesentlich schneller verarbeitet als Bilder. Akustische Reize haben eine starke emotionale Wirkung.

Taktil-Haptische Wahrnehmung: Tastsinn, Gefühl, ist der Alleskönner. Er besteht im Grunde genommen aus einer Vielzahl von einzelnen Sinnen, deren Sinneszellen über die ganze Haut verteilt sind. Manche erfassen Berührungen, Druck oder Drehung. Es gibt Rezeptoren, die Vibrationen, Schmerzen, Kälte oder Wärme registrieren. Der erste Sinn, welcher entwickelt wird, ab achten SSW. Im Bauch. Ist der einzige Sinn, den man nie ausschalten kann.

Olfaktorische Wahrnehmung: Geruch, riechen. Düfte wecken Erinnerungen, lösen Assoziationen aus, verursachen Wohlgefühl oder Ekel. Das Gehirn erkennt jeden Geruch, der gespeichert wurde. Wird er aufgerufen, wird die dazugehörige Stimmung wiederholt. Düfte sind in der Regel Substanzgemische, sie erregen ein Ensemble von Riechrezeptoren. Der feinste und intimste Sinn, weil man Tausende von Düften unterscheiden kann. Düfte werden unbewusst wahrgenommen. Dufterinnerungen werden im limbischen System gespeichert (Areal für Gefühle).

Gustatorische Wahrnehmung: Geschmack, schmecken. Einfachster Sinn. Zunge nimmt fünf Modalitäten wahr, süss, sauer, salzig, bitter und umami. Geschmackswahrnehmungen haben eine direkte Verbindung zum Gedächtnis und Erinnerung. Der Geschmackssinn erfüllt eine Pförtnerfunktion, weil er giftige Substanzen erkennen kann.

  • Benennen die Unterschiede der Wahrnehmungsebenen

Vestibuläre Wahrnehmung: Gleichgewicht, Organ im Innenohr, bestehend aus Röhrensystem, das Flüssigkeit enthält. Man erkennt, wie mit einer Wasserwage, die Lage des Körpers im Raum und Dreh- und Lageveränderungen. Hilft zur Wahrung des Gleichgewichts und Kontrolle über Bewegungen.

Vibratorische Wahrnehmung: Erfassung und Interpretation von Vibrationen als sensorische Reize, über spezialisierte Sensoren. Sie können beispielsweise durch direkten Kontakt mit vibrierenden Oberflächen gespürt werden. So werden Vibrationen über den Tastsinn erfasst, und können als angenehm, unangenehm oder als Warnsignal empfunden werden.

Kinästhetische Wahrnehmung: dient der Stellung der Körperglieder zueinander und damit der Körperhaltung. Vielzahl von Rezeptoren in Gelenken, Muskeln und Sehnen für die Reizaufnahme zuständig (Muskelsinn).

Soziale Wahrnehmung: Sozialpsychologie, beschreibt Einflüsse sozialer Faktoren auf die Wahrnehmung. Soziales Verhalten wird mehr von, wie der Mensch die Realität wahrnimmt, versteht und verarbeitet bestimmt und weniger von äusserer Reizsituation. Die Kenntnisse dieser Prozesse ermöglicht ein grundlegendes Verständnis des Erlebens und Verhaltens einer Person. Dadurch das jede Person verschiedene soziale Rollen einnimmt, entsteht ein soziales Gefüge, dass das Verhalten bestimmt. Rollendefinition wird von Emotionen, soziale Normen und Handlungen beeinflusst. Wir machen uns von Menschen ein Bild, schreiben Eigenschaften und Absichten zu, die wir interpretieren, erwarten oder Wünschen. Wir können uns täuschen und einen anderen Menschen verkennen.

Die Wahrnehmung der äusseren Welt: aktuelle sensorische Kontakt mit Gegenständen und Abläufen des unmittelbaren Augenblicks: Kontakt mit dem, was ich jetzt gerade sehe, höre, rieche, schmecke oder berühre.

Die Wahrnehmung der inneren Welt: aktuelle sensorische Kontakt mit den inneren Vorgängen, z.B. Wahrnehmung von Bewegungen im Inneren, Muskelspannungen, Schmerz, Wohlgefühl, Gefühle und Emotionen. Innerer Zustand wird durch die Wahrnehmung der äusseren Welt beeinflusst. Wir suchen nach Bestätigung Innen und Aussen und suchen das Gefühl von Sicherheit und Stabilität. Bsp.: Demenz, das Gefühl der Sicherheit geht verloren, da die äussere Wahrnehmung eingeschränkt ist.

  • Erleben und reflektieren eigene Sinneserfahrungen anhand einer Wahrnehmungswerkstatt

  • Leiten aus den gemachten Erfahrungen Konsequenzen für Ihren Alltag ab

  • Sichern sich das Wissen der Basissinne mit ihren Funktionen und Einflussfaktoren

  • Kennen verschiedene Faktoren, welche die soziale Wahrnehmung beeinflussen

Mensch konzentriert sich bewusst/unbewusst auf bestimmte Dinge. Jeder Mensch entwickelt von der gleichen Realität ein unterschiedliches Bild. Was der Mensch aufnimmt, ist abhängig von:

  • Physiologische Grenzen/Möglichkeiten der Wahrnehmung: Hörvermögen, Gesichtsfeld etc.

  • Erfahrungen und Selbstbild: Biografie, Interessen, Gefühle, Erwartungen, persönliche Disposition, Bedürfnisse etc.

  • Perspektiven: von wo aus wir einen Gegensand/Situation betrachten, beeinflusst das entstehende Bild.

  • Motivation: kann dazu verleiten, emotional befriedigende Inhalte zu bevorzugen und bestimmte unwillkommene Reize nicht aufzunehmen.

  • Konstruktion: Mensch vervollständigt unvollständige Informationen, er konstruiert seine Wirklichkeit.

  • Bildungshintergrund: Vorwissen, Bildungsstand

  • Soziokulturelle Prägungen: Kulturelle, soziale und politische Interessen/Bedürfnisse einer Gesellschaft.

Erster Blick: der erste Eindruck bestimmt oft nachhaltig das Bild, dass wir uns von Menschen machen. Kleidung, Art sich zu bewegen etc. Unsere Vorlieben beeinflussen den Wahrnehmungsvorgang. Wichtig: Bewusst werden, den ersten Eindruck immer wieder überdenken.

Stereotype: vorgefertigte Bilder. Griech. starr, wiederkehrend. Nationalstereotype, Berufsstereotype, Politische Stereotype, Sozialstereotype. Sozialkultureller Einfluss auf Stereotype, aber auch individuell. Aufgrund solcher Informationen beginnen wir, den Menschen einzuordnen. Das Gehirn kategorisiert, der Denkprozess wird einfacher. Wichtig: Bewusst werden und öffnen.

Halo Effekt: eine bevorstehende Eigenschaft, welche den Gesamteindruck bestimmt. Alles andere wird überstrahlt und nicht mehr bemerkt. Kommt von Heiligenschein, man bewertet eine Person unbewusst nach erster Beobachtung. Schöne Frau, erfolgreicher Mann etc.

Logischer Fehler: entstehet von der Annahme ausgehend, dass bestimmte Eigenschaften zusammen auftreten. Eine Eigenschaft wird zur anderen hinzuinterpretiert. Dumm – faul – uninteressiert etc.

Zuschreibungen: Aus Beobachtungen ziehen wir Rückschlüsse auf die Person und schreiben ihr Eigenschaften zu. Wir können nur das Verhalten beobachten, nicht die Eigenschaften. Alkohol trinken -> Trinker. Zuschreibungen geschehen sehr schnell (Schutzmechanismus). Zuschreibungen beeinflussen das Bild von anderen Menschen und unser Verhalten. Bilder sind einfacher als die Wirklichkeit. Gemeinsame Bilder geben macht und stärken den Gruppenzusammenhalt.

  • Erkennen die Unterschiede von: Wahrnehmen, Interpretieren und Fühlen (Übung Bewusstheitsrad)

Wahrnehmen: Bezeichnet alles, was man über die Sinne von der Umwelt aufnimmt.

Interpretieren: Was fällt mir auf, was interpretiere ich in die Wahrnehmung? Heisst, Sensorischen Informationen Sinn und Bedeutung zu geben. Jede Wahrnehmung wird mit den Erinnerungen verglichen. In Form von Assoziationen, Phantasien, Annahmen, Deutungen, Schlussfolgerungen gibt man der Wahrnehmung einen Sinneszusammenhang.

Fühlen: Welches Gefühl, welchen Zustand löst das in mir aus? Wir fühlen ständig etwas, oft unbewusst. Gefühle können aus der Innenwahrnehmung oder Aussenwahrnehmung stammen.

Erkenntnisse aus der Übung: Es ist beinahe unmöglich, Aussagen ohne Interpretation vorzunehmen. Man interpretiert automatisch. Gefühle und Meinungen schwingen immer mit. Das Beobachten an sich ist eine Interpretation. Wir müssen interpretieren, es ist nicht schlecht. Wir brauchen Interpretationen, um z.B. Empathie zu zeigen. Beobachtet zu werden ist weniger unangenehm, wenn ein Beziehungsaufbau stattgefunden hat. Beispiel Biografiearbeit, nur Fragen stellen ohne Beziehung ist für die Befragte Person sehr unangenehm.

  • Festigen Ihr Wissen anhand verschiedener Fachtexte

  • verdeutlichen die Begriffe Perspektivenwechsel sowie Selbst- und Fremdwahrnehmung

Perspektivenwechsel: bezieht sich auf den Akt des bewussten Einnehmens oder Betrachtens eines anderen Standpunkts oder einer anderen Denkweise in Bezug auf eine Situation, Thema oder Person. In verschiedenen Kontexten kann ein Perspektivenwechsel unterschiedliche Implikationen haben:

  • Empathie und Verständnis

  • Kreativität und Problemlösung

  • Interkulturelle Kommunikation

  • Persönliches Wachstum

Insgesamt ist ein Perspektivenwechsel ein kraftvolles Konzept, das den Einzelnen dazu ermutigt, über seinen eigenen Standpunkt hinauszugehen und verschiedene Blickwinkel zu betrachten. Die Welt aus anderen Augen sehen, die eigene «Brille» absetzen und die Situation objektiv betrachten.

Selbstwahrnehmung: beschreibt die Wahrnehmung, wie man sich selbst sieht. Diese kann auf Erfahrungen, Einschätzungen, die Umwelt und Kultur, Prägungen und Erlebnisse, Gefühle und Befinden basieren.

Fremdwahrnehmung: beschreibt Gefühle, Wahrnehmungen und Interpretationen, welche Dritte von einem Individuum haben. Dabei spielen vorangegangene Erfahrungen eine Rolle. Die Wahrnehmung/Fremdbild welches man von einer Person hat, beeinflusst die soziale Interaktion miteinander und die Erwartungen, welche man hat.

  • setzen sich mit dem eigenen Menschenbild auseinander

Gesamtheit der Annahmen und Überzeugungen, was der Mensch von Natur aus ist, wie er in sozialen und materiellen Umfeld lebt, welche Werte und Ziele sein Leben haben sollte. Weltanschauungen, Werthaltungen über Wesen des Menschen. Z.B. Materialistisches, Christliches, Humanistisches, Biologisches Menschenbild.

Menschenbilder wandeln sich, mit technischen, ökologischen, sozialen Veränderungen. Jede Person trägt ein bestimmtes Menschenbild. Das eigene ist häufig so verständlich, dass man gar nicht nachdenkt, dass es verschiedene gibt. Geprägt durch Erfahrungen, Kultur. Die Kenntnis über das eigene Menschenbild macht uns handlungsfähiger.

Mein Menschenbild: Alle sind im gleichen Boot und doch auf ihren eigenen Lebensabschnitten, mit individuellen Fähigkeiten, Fertigkeiten und Erfahrungen.

  • erkennen die Bedeutung des eigenen Menschenbildes für die Arbeit in der Praxis

Erfahrungen, Belastung, Weisheit, Perspektivenwechsel machen, aktives Zuhören, Kongruenz zeigen, authentisch bleiben, ernst nehmen. Eigenes Selbstbild fliesst in die Arbeit mit ein. Nähe-Distanz, wie viel gebe ich von mir Preis. Es gibt unterschiedliche Werte, Akzeptanz ist wichtig.

  • Kennen die Grundelemente des Konstruktivismus und verknüpfen diese mit eigenen Erfahrungen

Konstruktivismus: Erkenntnistheorie, die sich mit Frage beschäftigt, wie wir zu unseren Erkenntnissen bzw. Wissen kommen. Untersuchung der Art und Weise, wie wir Menschen unsere eigene Wirklichkeit erschaffen. Konstruktivismus steht für die Auffassung, dass wir die Wirklichkeit subjektiv «erfinden».

Der Mensch hat keinen unmittelbaren Zugriff auf die objektive Realität. Wir nehmen die Welt nicht gesamt wahr, sondern nur eine beobachterabhängige, individuelle Realität. Der Mensch bildet im Kopf nicht die Wirklichkeit ab, sondern konstruiert seine eigene Wirklichkeit auf Grundlage eigener Erwartungen und Erfahrungen.

  • Der Mensch konstruiert sich seine Wirklichkeit selber.

  • Es gibt so viele Wirklichkeiten/Wahrheiten wie es Menschen gibt.

  • Der Mensch kommt zu seiner Wirklichkeit, indem er Informationen aufnimmt, auswählt und interpretiert.

  • Die Art und Weise, wie wir an unsere Wirklichkeit herangehen, ist ausschlaggebend für das, was wir dann finden.

  • Kennen wichtige Fakten zum AgeMan® und den Sinn und Zweck der Selbsterfahrung wird nicht geprüft

  • Der AgeMan ist eine Entwicklung des Meyer-Hentschel Instituts (Saarbrücken(Zürich)

  • Der erste Altersanzug des Instituts 1994

  • Als Grundlage dienen eigene Forschungsprojekte, Forschungsergebnisse internationaler Universitäten, sowie die laufenden Auswertungen interdisziplinärer Erkenntnisse aus Gerontologie, Ergonomie, Physiologie usw.

  • Es wird die Wahrnehmung und Erfahrungswelt einer 70–80-jährigen Person simuliert. Es werden ausschliesslich körperliche Einschränkungen einer gesunden Person simuliert.

  • Keine 1:1 Simulation, da ein Mensch nicht innerhalb von wenigen Minuten altert und die Voraussetzungen von Person zu Person sehr unterschiedlich sind.

  • Am medi sind 6 Anzüge im Einsatz. Ziel ist, Vorurteile abzubauen und Generationen zu verbinden.

  • erleben, was es im Alltag heisst, ein hochaltriger Mensch zu sein und wie es ist auf Hilfe angewiesen zu sein

  • Reflektieren Ihre Erfahrungen und erkennen Zusammenhänge zum Arbeitsalltag im Umgang mit betagten Menschen

Die Welt wird klein, Nebengespräche kann man kaum wahrnehmen. Man muss sich anstrengen sich auf das Gegenüber zu fokussieren. Wenn man sich an eine Tätigkeit gewöhnt, fällt diese einem leichter.

Unangenehme Situationen, wenn Begleitperson mit anderen redet und man es nicht versteht, oder irgendwo hinläuft und man weiss nicht wohin, soll man folgen, was ist das Ziel. Ganzer Körper ist schwer, man trägt die Last immer mit, auch im Sitzen. Allein schon das aufrecht sitzen ist eindrücklich.

Körperwahrnehmung, man spürt den eigenen Körper viel schlechter, wie in Watte eingepackt. Man vertraut dem Sehen nicht mehr, z.B. beim Absitzen musste ich immer den Stuhl fühlen.

Gewisse Hilfslosigkeit, beim Stuhl nach vorne Schieben, oder im Rollstuhl, die Handlungsfreiheit wird eingeschränkt. Man hat aber den Wille gewisse Dinge selbstständig zu tun, Hilfsmittel sind positiv zum Teil, für jeden individuell.

Gewichtsverlagerung benötigt viel mehr Aufmerksamkeit. Ich habe mich auf Erinnerungen, was die Orientierung angeht, verlassen.

  • Leiten aus der Selbsterfahrung und der Reflexion Konsequenzen für die Praxis/ für den Umgang mit hochaltrigen Menschen und für den Wissenserwerb ab

Es kommt neu hinzu, dass die Muskelkraft beim Sitzen zwar weniger beansprucht wird, aber es trotzdem sehr viel Anstrengung braucht, den Körper aufrecht zu erhalten, Rumpfstabilität. Den Einbezug in die Welt, grösser machen. Nicht ohne Erklärung mit dritten Personen reden, lachen, das kann die Alte Person verunsichern. Deshalb diese immer aufklären übers Gespräch, was da gelaufen ist. Nicht voranlaufen, sondern nebeneinander, um Stress zu reduzieren. Das Verständnis dafür, dass Dinge viel länger Zeit und mehr Konzentration brauchen.

Modulbeschreibung

Die Sinnesfunktionen dienen als grundlegendes Werkzeug zum aktiven Wahrnehmen und Erkunden der Welt und seiner Selbst. Menschen verleihen dem, was sie wahrnehmen einen eigenen Sinn und eine eigene Bedeutung. Jeder Mensch hat demzufolge eine individuelle Wahrnehmungsfähigkeit und einmalige Lebensgeschichte. Die Lebensqualität basiert somit stark auf der eigenen Wahrnehmung. Aktivierungsfachpersonen begegnen in ihrer beruflichen Tätigkeit Menschen unterschiedlicher Herkunft. Für die Wahrnehmung anderer Personen und darauf beruhendem professionellen Handeln ist die Reflexion über das eigene Verhalten und die eigenen Vorlieben unabdingbar. Die Einmaligkeit eines Menschen kann nur durch eine geschulte und differenzierte Wahrnehmung der Fachpersonen erfasst werden. Der Einsatz des Altersanzugs Age Man® ermöglicht einen Perspektivenwechsel um das Alter einfühlsamer wahrnehmen zu lernen und dem Erleben alter Menschen gegenüber Respekt zu entwickeln. Die Wahrnehmung ist eine grundlegende Kompetenz für die therapeutische Arbeit in der Aktivierung. In diesem Modul werden die Grundlagen zur Entwicklung dieser Kompetenz vermittelt.

Die Studierenden

  • formulieren die Hauptmerkmale der Sinnesfunktionen und deren Verarbeitung im Gehirn

  • verdeutlichen die Begriffe Wahrnehmung, Sinneserfahrungen, Menschenbild, Selbst- Fremdwahrnehmung, Perspektivenwechsel

  • kennen die Grundlage des Konstruktivismus und verknüpfen diese mit eigenen Erfahrungen

  • Folgende Kenntnisse werden erarbeitet

Die Studierenden

  • erklären die Anatomie und Funktion der Sinne, des zentralen und des peripheren Nervensystems

  • setzen Sinneserfahrungen in Zusammenhang mit deren Verarbeitung im Gehirn

  • erklären die Wahrnehmungsebenen

  • nennen Faktoren, welche die Wahrnehmung beeinflussen

  • erklären Unterschiede der Selbst- und Fremdwahrnehmung

  • entdecken in Eigenerfahrung wie sich das Altsein anfühlt

  • erfahren Einschränkungen, die das Alter mit sich bringt und benennen diese

Folgende Fertigkeiten/Haltungen werden vermittelt und geübt

Die Studierenden

  • ermitteln die Fähigkeiten der Sinneswahrnehmung bei Klientinnen und Klienten als Ressourcen

  • unterscheiden zwischen Selbst- und Fremdanteilen

  • nehmen Situationen aus der Perspektive von Anderen wahr

  • wenden strukturierte Methoden des Wahrnehmens an

  • reflektieren die Eigenerfahrung wie es sich anfühlt alt zu sein und leiten davon Schlussfolgerungen für ihr berufliches Handeln und den Wissenserwerb ab

Inhalte Anatomie/Physiologie

  • Bedeutung der Sinnesorgane: Auge, Ohr, Geruch, Geschmack, Tasten/Greifen

  • Verarbeitung der Sinnesreize im Gehirn

Wahrnehmung

  • Wahrnehmung Theorie - Ebenen der Wahrnehmung, Aspekte aus dem Konstruktivismus

  • Bedeutung der Sinneswahrnehmung

  • Übungen zum Erkunden der Sinne (Wahrnehmungswerkstatt)

  • Soziale Wahrnehmung

  • Menschenbild

  • Wahrnehmungsvorgang – Bewerten des Wahrgenommenen

  • Methoden zur Wahrnehmung, Wahrnehmungskompetenz

  • Perspektive des Anderen wahrnehmen

Age Man®

  • Aspekte aus der Altersforschung, in einem alten Körper zu sein

  • Der Altersanzug und die Funktionen seiner Bestandteile

  • Merkmale und Anweisungen zum Umgang mit dem Age Man®

  • Auftrag zur Wahrnehmung Reflexion und Fazit zur Eigenerfahrung

  • Praktischer Einsatz von Hilfsmitteln

Lernformen

Fallbeispiele, Erklärung an visuell erfassbaren Modellen, Wahrnehmungswerkstatt, Theorieinputs, Einzel-, Partner- und Gruppenarbeit, Eigenerfahrungen, Reflexion, Wahrnehmungsübungen, e-learning

Selbststudium

Die Studierenden

  • studieren die Skripts

  • bearbeiten das e-learning Tool

  • lösen eine Wahrnehmungsaufgabe als Vorbereitung auf das Modul K3 im 2. Semester (während 2 - 3 Stunden teilnehmende Beobachtung im Zimmer einer Klientin/eines Klienten, welche/r die verbale Sprache nicht mehr anwendet: Was passiert bei der Pflege, was wenn es still ist im Zimmer? usw)

  • setzen sich eigene Ziele zur Entwicklung der Wahrnehmungskompetenz

Modulabschluss

  • Prüfung 1. Phase

  • Diplomfachgespräch

V

G1 Wahrnehmung

Lernziele und Zusammenfassung Modul G1

Die Studierenden:

  • Kennen die Basissinne mit ihren Funktionen

Visuelle Wahrnehmung: Das Sehen ist der zentralste Sinn des Menschen. Er liefert ca. 70% der Informationen, die wir aus der Umwelt erfahren und hat die höchste Aufnahmekapazität von allen Sinnen. Dient zur Wahrnehmung von visuellen Reizen, z.B. Helligkeit, Farben, Kontrast, Linien und Formen. Die Augen nehmen 6 Mil. Lichtsignale/Sekunde auf.

Auditive Wahrnehmung: Akustische Wahrnehmung, Gehörsinn. Dient der Wahrnehmung von Schall, Geräuschen, Tönen Rhythmen und Klängen. Der Hörsinn ist der differenzierteste Sinn. Er ist sensibler, genauer und leistungsfähiger als das Auge. Worte werden wesentlich schneller verarbeitet als Bilder. Akustische Reize haben eine starke emotionale Wirkung.

Taktil-Haptische Wahrnehmung: Tastsinn, Gefühl, ist der Alleskönner. Er besteht im Grunde genommen aus einer Vielzahl von einzelnen Sinnen, deren Sinneszellen über die ganze Haut verteilt sind. Manche erfassen Berührungen, Druck oder Drehung. Es gibt Rezeptoren, die Vibrationen, Schmerzen, Kälte oder Wärme registrieren. Der erste Sinn, welcher entwickelt wird, ab achten SSW. Im Bauch. Ist der einzige Sinn, den man nie ausschalten kann.

Olfaktorische Wahrnehmung: Geruch, riechen. Düfte wecken Erinnerungen, lösen Assoziationen aus, verursachen Wohlgefühl oder Ekel. Das Gehirn erkennt jeden Geruch, der gespeichert wurde. Wird er aufgerufen, wird die dazugehörige Stimmung wiederholt. Düfte sind in der Regel Substanzgemische, sie erregen ein Ensemble von Riechrezeptoren. Der feinste und intimste Sinn, weil man Tausende von Düften unterscheiden kann. Düfte werden unbewusst wahrgenommen. Dufterinnerungen werden im limbischen System gespeichert (Areal für Gefühle).

Gustatorische Wahrnehmung: Geschmack, schmecken. Einfachster Sinn. Zunge nimmt fünf Modalitäten wahr, süss, sauer, salzig, bitter und umami. Geschmackswahrnehmungen haben eine direkte Verbindung zum Gedächtnis und Erinnerung. Der Geschmackssinn erfüllt eine Pförtnerfunktion, weil er giftige Substanzen erkennen kann.

  • Benennen die Unterschiede der Wahrnehmungsebenen

Vestibuläre Wahrnehmung: Gleichgewicht, Organ im Innenohr, bestehend aus Röhrensystem, das Flüssigkeit enthält. Man erkennt, wie mit einer Wasserwage, die Lage des Körpers im Raum und Dreh- und Lageveränderungen. Hilft zur Wahrung des Gleichgewichts und Kontrolle über Bewegungen.

Vibratorische Wahrnehmung: Erfassung und Interpretation von Vibrationen als sensorische Reize, über spezialisierte Sensoren. Sie können beispielsweise durch direkten Kontakt mit vibrierenden Oberflächen gespürt werden. So werden Vibrationen über den Tastsinn erfasst, und können als angenehm, unangenehm oder als Warnsignal empfunden werden.

Kinästhetische Wahrnehmung: dient der Stellung der Körperglieder zueinander und damit der Körperhaltung. Vielzahl von Rezeptoren in Gelenken, Muskeln und Sehnen für die Reizaufnahme zuständig (Muskelsinn).

Soziale Wahrnehmung: Sozialpsychologie, beschreibt Einflüsse sozialer Faktoren auf die Wahrnehmung. Soziales Verhalten wird mehr von, wie der Mensch die Realität wahrnimmt, versteht und verarbeitet bestimmt und weniger von äusserer Reizsituation. Die Kenntnisse dieser Prozesse ermöglicht ein grundlegendes Verständnis des Erlebens und Verhaltens einer Person. Dadurch das jede Person verschiedene soziale Rollen einnimmt, entsteht ein soziales Gefüge, dass das Verhalten bestimmt. Rollendefinition wird von Emotionen, soziale Normen und Handlungen beeinflusst. Wir machen uns von Menschen ein Bild, schreiben Eigenschaften und Absichten zu, die wir interpretieren, erwarten oder Wünschen. Wir können uns täuschen und einen anderen Menschen verkennen.

Die Wahrnehmung der äusseren Welt: aktuelle sensorische Kontakt mit Gegenständen und Abläufen des unmittelbaren Augenblicks: Kontakt mit dem, was ich jetzt gerade sehe, höre, rieche, schmecke oder berühre.

Die Wahrnehmung der inneren Welt: aktuelle sensorische Kontakt mit den inneren Vorgängen, z.B. Wahrnehmung von Bewegungen im Inneren, Muskelspannungen, Schmerz, Wohlgefühl, Gefühle und Emotionen. Innerer Zustand wird durch die Wahrnehmung der äusseren Welt beeinflusst. Wir suchen nach Bestätigung Innen und Aussen und suchen das Gefühl von Sicherheit und Stabilität. Bsp.: Demenz, das Gefühl der Sicherheit geht verloren, da die äussere Wahrnehmung eingeschränkt ist.

  • Erleben und reflektieren eigene Sinneserfahrungen anhand einer Wahrnehmungswerkstatt

  • Leiten aus den gemachten Erfahrungen Konsequenzen für Ihren Alltag ab

  • Sichern sich das Wissen der Basissinne mit ihren Funktionen und Einflussfaktoren

  • Kennen verschiedene Faktoren, welche die soziale Wahrnehmung beeinflussen

Mensch konzentriert sich bewusst/unbewusst auf bestimmte Dinge. Jeder Mensch entwickelt von der gleichen Realität ein unterschiedliches Bild. Was der Mensch aufnimmt, ist abhängig von:

  • Physiologische Grenzen/Möglichkeiten der Wahrnehmung: Hörvermögen, Gesichtsfeld etc.

  • Erfahrungen und Selbstbild: Biografie, Interessen, Gefühle, Erwartungen, persönliche Disposition, Bedürfnisse etc.

  • Perspektiven: von wo aus wir einen Gegensand/Situation betrachten, beeinflusst das entstehende Bild.

  • Motivation: kann dazu verleiten, emotional befriedigende Inhalte zu bevorzugen und bestimmte unwillkommene Reize nicht aufzunehmen.

  • Konstruktion: Mensch vervollständigt unvollständige Informationen, er konstruiert seine Wirklichkeit.

  • Bildungshintergrund: Vorwissen, Bildungsstand

  • Soziokulturelle Prägungen: Kulturelle, soziale und politische Interessen/Bedürfnisse einer Gesellschaft.

Erster Blick: der erste Eindruck bestimmt oft nachhaltig das Bild, dass wir uns von Menschen machen. Kleidung, Art sich zu bewegen etc. Unsere Vorlieben beeinflussen den Wahrnehmungsvorgang. Wichtig: Bewusst werden, den ersten Eindruck immer wieder überdenken.

Stereotype: vorgefertigte Bilder. Griech. starr, wiederkehrend. Nationalstereotype, Berufsstereotype, Politische Stereotype, Sozialstereotype. Sozialkultureller Einfluss auf Stereotype, aber auch individuell. Aufgrund solcher Informationen beginnen wir, den Menschen einzuordnen. Das Gehirn kategorisiert, der Denkprozess wird einfacher. Wichtig: Bewusst werden und öffnen.

Halo Effekt: eine bevorstehende Eigenschaft, welche den Gesamteindruck bestimmt. Alles andere wird überstrahlt und nicht mehr bemerkt. Kommt von Heiligenschein, man bewertet eine Person unbewusst nach erster Beobachtung. Schöne Frau, erfolgreicher Mann etc.

Logischer Fehler: entstehet von der Annahme ausgehend, dass bestimmte Eigenschaften zusammen auftreten. Eine Eigenschaft wird zur anderen hinzuinterpretiert. Dumm – faul – uninteressiert etc.

Zuschreibungen: Aus Beobachtungen ziehen wir Rückschlüsse auf die Person und schreiben ihr Eigenschaften zu. Wir können nur das Verhalten beobachten, nicht die Eigenschaften. Alkohol trinken -> Trinker. Zuschreibungen geschehen sehr schnell (Schutzmechanismus). Zuschreibungen beeinflussen das Bild von anderen Menschen und unser Verhalten. Bilder sind einfacher als die Wirklichkeit. Gemeinsame Bilder geben macht und stärken den Gruppenzusammenhalt.

  • Erkennen die Unterschiede von: Wahrnehmen, Interpretieren und Fühlen (Übung Bewusstheitsrad)

Wahrnehmen: Bezeichnet alles, was man über die Sinne von der Umwelt aufnimmt.

Interpretieren: Was fällt mir auf, was interpretiere ich in die Wahrnehmung? Heisst, Sensorischen Informationen Sinn und Bedeutung zu geben. Jede Wahrnehmung wird mit den Erinnerungen verglichen. In Form von Assoziationen, Phantasien, Annahmen, Deutungen, Schlussfolgerungen gibt man der Wahrnehmung einen Sinneszusammenhang.

Fühlen: Welches Gefühl, welchen Zustand löst das in mir aus? Wir fühlen ständig etwas, oft unbewusst. Gefühle können aus der Innenwahrnehmung oder Aussenwahrnehmung stammen.

Erkenntnisse aus der Übung: Es ist beinahe unmöglich, Aussagen ohne Interpretation vorzunehmen. Man interpretiert automatisch. Gefühle und Meinungen schwingen immer mit. Das Beobachten an sich ist eine Interpretation. Wir müssen interpretieren, es ist nicht schlecht. Wir brauchen Interpretationen, um z.B. Empathie zu zeigen. Beobachtet zu werden ist weniger unangenehm, wenn ein Beziehungsaufbau stattgefunden hat. Beispiel Biografiearbeit, nur Fragen stellen ohne Beziehung ist für die Befragte Person sehr unangenehm.

  • Festigen Ihr Wissen anhand verschiedener Fachtexte

  • verdeutlichen die Begriffe Perspektivenwechsel sowie Selbst- und Fremdwahrnehmung

Perspektivenwechsel: bezieht sich auf den Akt des bewussten Einnehmens oder Betrachtens eines anderen Standpunkts oder einer anderen Denkweise in Bezug auf eine Situation, Thema oder Person. In verschiedenen Kontexten kann ein Perspektivenwechsel unterschiedliche Implikationen haben:

  • Empathie und Verständnis

  • Kreativität und Problemlösung

  • Interkulturelle Kommunikation

  • Persönliches Wachstum

Insgesamt ist ein Perspektivenwechsel ein kraftvolles Konzept, das den Einzelnen dazu ermutigt, über seinen eigenen Standpunkt hinauszugehen und verschiedene Blickwinkel zu betrachten. Die Welt aus anderen Augen sehen, die eigene «Brille» absetzen und die Situation objektiv betrachten.

Selbstwahrnehmung: beschreibt die Wahrnehmung, wie man sich selbst sieht. Diese kann auf Erfahrungen, Einschätzungen, die Umwelt und Kultur, Prägungen und Erlebnisse, Gefühle und Befinden basieren.

Fremdwahrnehmung: beschreibt Gefühle, Wahrnehmungen und Interpretationen, welche Dritte von einem Individuum haben. Dabei spielen vorangegangene Erfahrungen eine Rolle. Die Wahrnehmung/Fremdbild welches man von einer Person hat, beeinflusst die soziale Interaktion miteinander und die Erwartungen, welche man hat.

  • setzen sich mit dem eigenen Menschenbild auseinander

Gesamtheit der Annahmen und Überzeugungen, was der Mensch von Natur aus ist, wie er in sozialen und materiellen Umfeld lebt, welche Werte und Ziele sein Leben haben sollte. Weltanschauungen, Werthaltungen über Wesen des Menschen. Z.B. Materialistisches, Christliches, Humanistisches, Biologisches Menschenbild.

Menschenbilder wandeln sich, mit technischen, ökologischen, sozialen Veränderungen. Jede Person trägt ein bestimmtes Menschenbild. Das eigene ist häufig so verständlich, dass man gar nicht nachdenkt, dass es verschiedene gibt. Geprägt durch Erfahrungen, Kultur. Die Kenntnis über das eigene Menschenbild macht uns handlungsfähiger.

Mein Menschenbild: Alle sind im gleichen Boot und doch auf ihren eigenen Lebensabschnitten, mit individuellen Fähigkeiten, Fertigkeiten und Erfahrungen.

  • erkennen die Bedeutung des eigenen Menschenbildes für die Arbeit in der Praxis

Erfahrungen, Belastung, Weisheit, Perspektivenwechsel machen, aktives Zuhören, Kongruenz zeigen, authentisch bleiben, ernst nehmen. Eigenes Selbstbild fliesst in die Arbeit mit ein. Nähe-Distanz, wie viel gebe ich von mir Preis. Es gibt unterschiedliche Werte, Akzeptanz ist wichtig.

  • Kennen die Grundelemente des Konstruktivismus und verknüpfen diese mit eigenen Erfahrungen

Konstruktivismus: Erkenntnistheorie, die sich mit Frage beschäftigt, wie wir zu unseren Erkenntnissen bzw. Wissen kommen. Untersuchung der Art und Weise, wie wir Menschen unsere eigene Wirklichkeit erschaffen. Konstruktivismus steht für die Auffassung, dass wir die Wirklichkeit subjektiv «erfinden».

Der Mensch hat keinen unmittelbaren Zugriff auf die objektive Realität. Wir nehmen die Welt nicht gesamt wahr, sondern nur eine beobachterabhängige, individuelle Realität. Der Mensch bildet im Kopf nicht die Wirklichkeit ab, sondern konstruiert seine eigene Wirklichkeit auf Grundlage eigener Erwartungen und Erfahrungen.

  • Der Mensch konstruiert sich seine Wirklichkeit selber.

  • Es gibt so viele Wirklichkeiten/Wahrheiten wie es Menschen gibt.

  • Der Mensch kommt zu seiner Wirklichkeit, indem er Informationen aufnimmt, auswählt und interpretiert.

  • Die Art und Weise, wie wir an unsere Wirklichkeit herangehen, ist ausschlaggebend für das, was wir dann finden.

  • Kennen wichtige Fakten zum AgeMan® und den Sinn und Zweck der Selbsterfahrung wird nicht geprüft

  • Der AgeMan ist eine Entwicklung des Meyer-Hentschel Instituts (Saarbrücken(Zürich)

  • Der erste Altersanzug des Instituts 1994

  • Als Grundlage dienen eigene Forschungsprojekte, Forschungsergebnisse internationaler Universitäten, sowie die laufenden Auswertungen interdisziplinärer Erkenntnisse aus Gerontologie, Ergonomie, Physiologie usw.

  • Es wird die Wahrnehmung und Erfahrungswelt einer 70–80-jährigen Person simuliert. Es werden ausschliesslich körperliche Einschränkungen einer gesunden Person simuliert.

  • Keine 1:1 Simulation, da ein Mensch nicht innerhalb von wenigen Minuten altert und die Voraussetzungen von Person zu Person sehr unterschiedlich sind.

  • Am medi sind 6 Anzüge im Einsatz. Ziel ist, Vorurteile abzubauen und Generationen zu verbinden.

  • erleben, was es im Alltag heisst, ein hochaltriger Mensch zu sein und wie es ist auf Hilfe angewiesen zu sein

  • Reflektieren Ihre Erfahrungen und erkennen Zusammenhänge zum Arbeitsalltag im Umgang mit betagten Menschen

Die Welt wird klein, Nebengespräche kann man kaum wahrnehmen. Man muss sich anstrengen sich auf das Gegenüber zu fokussieren. Wenn man sich an eine Tätigkeit gewöhnt, fällt diese einem leichter.

Unangenehme Situationen, wenn Begleitperson mit anderen redet und man es nicht versteht, oder irgendwo hinläuft und man weiss nicht wohin, soll man folgen, was ist das Ziel. Ganzer Körper ist schwer, man trägt die Last immer mit, auch im Sitzen. Allein schon das aufrecht sitzen ist eindrücklich.

Körperwahrnehmung, man spürt den eigenen Körper viel schlechter, wie in Watte eingepackt. Man vertraut dem Sehen nicht mehr, z.B. beim Absitzen musste ich immer den Stuhl fühlen.

Gewisse Hilfslosigkeit, beim Stuhl nach vorne Schieben, oder im Rollstuhl, die Handlungsfreiheit wird eingeschränkt. Man hat aber den Wille gewisse Dinge selbstständig zu tun, Hilfsmittel sind positiv zum Teil, für jeden individuell.

Gewichtsverlagerung benötigt viel mehr Aufmerksamkeit. Ich habe mich auf Erinnerungen, was die Orientierung angeht, verlassen.

  • Leiten aus der Selbsterfahrung und der Reflexion Konsequenzen für die Praxis/ für den Umgang mit hochaltrigen Menschen und für den Wissenserwerb ab

Es kommt neu hinzu, dass die Muskelkraft beim Sitzen zwar weniger beansprucht wird, aber es trotzdem sehr viel Anstrengung braucht, den Körper aufrecht zu erhalten, Rumpfstabilität. Den Einbezug in die Welt, grösser machen. Nicht ohne Erklärung mit dritten Personen reden, lachen, das kann die Alte Person verunsichern. Deshalb diese immer aufklären übers Gespräch, was da gelaufen ist. Nicht voranlaufen, sondern nebeneinander, um Stress zu reduzieren. Das Verständnis dafür, dass Dinge viel länger Zeit und mehr Konzentration brauchen.

Modulbeschreibung

Die Sinnesfunktionen dienen als grundlegendes Werkzeug zum aktiven Wahrnehmen und Erkunden der Welt und seiner Selbst. Menschen verleihen dem, was sie wahrnehmen einen eigenen Sinn und eine eigene Bedeutung. Jeder Mensch hat demzufolge eine individuelle Wahrnehmungsfähigkeit und einmalige Lebensgeschichte. Die Lebensqualität basiert somit stark auf der eigenen Wahrnehmung. Aktivierungsfachpersonen begegnen in ihrer beruflichen Tätigkeit Menschen unterschiedlicher Herkunft. Für die Wahrnehmung anderer Personen und darauf beruhendem professionellen Handeln ist die Reflexion über das eigene Verhalten und die eigenen Vorlieben unabdingbar. Die Einmaligkeit eines Menschen kann nur durch eine geschulte und differenzierte Wahrnehmung der Fachpersonen erfasst werden. Der Einsatz des Altersanzugs Age Man® ermöglicht einen Perspektivenwechsel um das Alter einfühlsamer wahrnehmen zu lernen und dem Erleben alter Menschen gegenüber Respekt zu entwickeln. Die Wahrnehmung ist eine grundlegende Kompetenz für die therapeutische Arbeit in der Aktivierung. In diesem Modul werden die Grundlagen zur Entwicklung dieser Kompetenz vermittelt.

Die Studierenden

  • formulieren die Hauptmerkmale der Sinnesfunktionen und deren Verarbeitung im Gehirn

  • verdeutlichen die Begriffe Wahrnehmung, Sinneserfahrungen, Menschenbild, Selbst- Fremdwahrnehmung, Perspektivenwechsel

  • kennen die Grundlage des Konstruktivismus und verknüpfen diese mit eigenen Erfahrungen

  • Folgende Kenntnisse werden erarbeitet

Die Studierenden

  • erklären die Anatomie und Funktion der Sinne, des zentralen und des peripheren Nervensystems

  • setzen Sinneserfahrungen in Zusammenhang mit deren Verarbeitung im Gehirn

  • erklären die Wahrnehmungsebenen

  • nennen Faktoren, welche die Wahrnehmung beeinflussen

  • erklären Unterschiede der Selbst- und Fremdwahrnehmung

  • entdecken in Eigenerfahrung wie sich das Altsein anfühlt

  • erfahren Einschränkungen, die das Alter mit sich bringt und benennen diese

Folgende Fertigkeiten/Haltungen werden vermittelt und geübt

Die Studierenden

  • ermitteln die Fähigkeiten der Sinneswahrnehmung bei Klientinnen und Klienten als Ressourcen

  • unterscheiden zwischen Selbst- und Fremdanteilen

  • nehmen Situationen aus der Perspektive von Anderen wahr

  • wenden strukturierte Methoden des Wahrnehmens an

  • reflektieren die Eigenerfahrung wie es sich anfühlt alt zu sein und leiten davon Schlussfolgerungen für ihr berufliches Handeln und den Wissenserwerb ab

Inhalte Anatomie/Physiologie

  • Bedeutung der Sinnesorgane: Auge, Ohr, Geruch, Geschmack, Tasten/Greifen

  • Verarbeitung der Sinnesreize im Gehirn

Wahrnehmung

  • Wahrnehmung Theorie - Ebenen der Wahrnehmung, Aspekte aus dem Konstruktivismus

  • Bedeutung der Sinneswahrnehmung

  • Übungen zum Erkunden der Sinne (Wahrnehmungswerkstatt)

  • Soziale Wahrnehmung

  • Menschenbild

  • Wahrnehmungsvorgang – Bewerten des Wahrgenommenen

  • Methoden zur Wahrnehmung, Wahrnehmungskompetenz

  • Perspektive des Anderen wahrnehmen

Age Man®

  • Aspekte aus der Altersforschung, in einem alten Körper zu sein

  • Der Altersanzug und die Funktionen seiner Bestandteile

  • Merkmale und Anweisungen zum Umgang mit dem Age Man®

  • Auftrag zur Wahrnehmung Reflexion und Fazit zur Eigenerfahrung

  • Praktischer Einsatz von Hilfsmitteln

Lernformen

Fallbeispiele, Erklärung an visuell erfassbaren Modellen, Wahrnehmungswerkstatt, Theorieinputs, Einzel-, Partner- und Gruppenarbeit, Eigenerfahrungen, Reflexion, Wahrnehmungsübungen, e-learning

Selbststudium

Die Studierenden

  • studieren die Skripts

  • bearbeiten das e-learning Tool

  • lösen eine Wahrnehmungsaufgabe als Vorbereitung auf das Modul K3 im 2. Semester (während 2 - 3 Stunden teilnehmende Beobachtung im Zimmer einer Klientin/eines Klienten, welche/r die verbale Sprache nicht mehr anwendet: Was passiert bei der Pflege, was wenn es still ist im Zimmer? usw)

  • setzen sich eigene Ziele zur Entwicklung der Wahrnehmungskompetenz

Modulabschluss

  • Prüfung 1. Phase

  • Diplomfachgespräch